Als ich im Oktober 2018 an der Startlinie des München Marathons stand, habe ich über mich selbst gelacht. Es sollte der Startschuss zu meinem Projekt Marathonmalzehn sein. 10 Marathons in 10 Monaten in 10 verschiedenen Sportarten! Da ich selbst nicht glaubte, es schaffen zu können, habe ich praktisch niemandem davon erzählt. Diesen Blog habe ich zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschrieben. Kann mein Körper das, kann mein Kopf das? Kann das gutgehen oder breche ich irgendwann ab, weil ich nicht mehr kann, nicht mehr will? Den Marathon lief ich irgendwie nach Hause. Und schwieg weiter, auch bei den folgenden Winter-Marathons. Erst als ich die Hälfte der 10 anvisierten Marathons geschafft hatte, begann ich davon zu erzählen.
Die ersten Reaktionen waren skeptisch bis kritisch: „Was willst du dir beweisen?“, „Steckst du in der Midlife crisis?“, „Ist dir langweilig?“ waren oft gehörte Fragen. „Bist du verrückt?“. Ist man verrückt, wenn man seine körperlichen Grenzen verrückt? „Das ist doch Wahnsinn!“. Macht mein Marathon-Wahn Sinn? Habe ich mich natürlich selbst oft genug gefragt. Der Sinn lag darin, dass ich einen lang gehegten Traum in Angriff nahm. Mehr als schiefgehen konnte es ja nicht. Auch mein Hausarzt, obwohl Sportmediziner, riet mir davon ab.
Gott sei Dank ist alles gut gegangen. Das wohl sportlich aufregendste Jahr meines Lebens liegt hinter mir. Voller Emotionen: Freude, Angst, Bedenken, Euphorie, Sorgen, Druck, Selbstzweifel, Glück, Demut, Dankbarkeit. Danke auch an euch, dass ihr mich auf dieser Reise ein wenig begleitet habt! Hier nochmals die Marathons, die ich absolviert habe. Letztlich waren es wegen eines Gewitter-Abbruchs zehneinhalb Marathons in zehneinhalb Monaten. Die Details findet ihr beim Runter-Scrollen:
- München Marathon, Laufen, 42 KM
- Dolomitenlauf, Langlaufen Skating, 42 KM
- Alternative 11-Städte-Tour Weissensee, Eislaufen, 100 KM
- Ganghoferlauf, Langlaufen Klassisch, 50 KM
- Rottaler Marathon, Nordic Walking, 42 KM
- MTB-Festival Achensee, MTB, 45 KM
- Bodensee Kanu-Marathon, 42 KM
- Mozart-Lauf, Trailrun, 42 KM
- 24 Stunden von Kelheim, Rennrad, 311 KM
- Hallstättersee-Schwimmen, wegen Gewitter von 10 auf 4,2 KM verkürzt
- Fränkische Schweiz-Marathon, Inline Skating, 42 KM
Da der Schwimmmarathon unvollständig war, habe ich den Inline-Marathon nachgeschoben. Ich hatte mich sowieso auf 11 Sportarten vorbereitet, um eben im Falle einer Verletzung, Krankheit, Absage o.Ä. quasi einen Joker zu haben.
Würde ich empfehlen, das Projekt nachzuahmen? Ohne Anwalt sicher nicht…aber ich möchte jeden dazu ermutigen, verschiedene Sportarten auszuprobieren und ganzjährig Sport zu treiben. Muss ja nicht gleich ein Marathon sein. Der Trainingsaufwand entsprach etwa dem, was ein Hobbysportler rechnen muss, wenn er einen Langdistanz-Triathlon machen will: auf`s Jahr verteilt rund 12 Wochenstunden. Im Einzelnen waren das bei mir (von August 2018 bis August 2019, inkl. der Wettkämpfe)
Schwimmen: 149 h, 53 KM
Rad (Rennrad, MTB): 164 h, 3735 KM
Laufen (Straße, Trail, NW): 119 h, 1049 KM
Langlaufen (Klassisch und Skating): 35 h, 374 KM
Eislaufen: 15 h, 270 KM
Kajak: 21 h, 138 KM
Inline Skating: 13 h, 204 KM
allgemeine Athletik (inkl. Indoor-Training wie Rudern, Stepper, Cycling): 167 h
Das Trainings-Fazit: auch mit relativ wenigen spezifischen Trainingsstunden und so gut wie keinen technischen Vorkenntnissen kann man einen Marathon schaffen, wie z.B. Eislaufen oder Kajaking. Andererseits war ich überrascht, wie wenig die Ausdauer in einer Sportart, etwa dem Langlaufen in der Skating-Technik, dann bei einer verwandten Disziplin, also dem Langlaufen Klassisch bringt. Minimale Bewegungs-Unterschiede erfordern ganz eigene Trainings-Schwerpunkte. So habe ich für das Klassische Langlaufen den Doppelstock-Einsatz mit Zugseilen im Fitnessstudio simuliert. Wer glaubt, als guter Läufer auch schnell Nordic Walken zu können, irrt. Und Schwimmen im Becken hat mit Freiwasserschwimmen bei Wellengang nicht wirklich viel gemeinsam.
Die Experten werden über diese Erkenntnisse schmunzeln. Für einen Quer-Einsteiger war das aber sehr interessant und spannend zu lernen. Und das war eines der positiven feedbacks, die ich über die Monate hinweg bekam: „Respekt, dass du so ausdauernd deine comfort zone verlassen hast!“.
Hier nochmals Fotos der zehn(einhalb) Marathons:




Bald folgen ein Video, eine längere Radio-Reportage, ein TV-Auftritt und vielleicht auch ein Buch zu Marathonmalzehn…